Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft e. V.

Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele Kraft.

Rudolf Steiner (1861 - 1925)

Die Historie von Schloss Hamborn – eine spannende Geschichte

Tief verwurzelt
Die Gründungsidee von Schloss Hamborn ist die Verwirklichung pädagogischer, landwirtschaftlicher, medizinischer und sozialer Bereiche, aus dem Impuls der Anthroposophie im Gemeinwesen. Dabei führen die Wurzeln des heutigen gemeinnützigen Vereins „Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft e. V.“ zurück bis ins Jahr 1931, als Siegfried Pickert (deutscher Anthroposoph und Pädagoge, Mitbegründer der anthroposophischen Heilpädagogik) mit Hilfe Schweizer Freunde und Georg Moritz von Sachsen-Altenburg (Erbprinz des Hauses Sachsen-Altenburg und Anhänger sowie Förderer der Anthroposophie) das Gut Schloss Hamborn erwarb.

Vom „Lauenstein“ nach Schloss Hamborn
Die Historie der Einrichtung begann 1931 als sich der Heilpädagoge Siegfried Pickert, Mitgründer des ersten Heilpädagogischen Heims in Jena, dem „Lauenstein“, nach einem Anwesen für seine Menschen mit Beeinträchtigungen umsah, wo eine lebenslange Versorgung mit Arbeitsmöglichkeiten gegeben sein sollte. Aufgrund der räumlichen Begrenztheit am „Lauenstein“ in Jena fiel die Wahl auf das weitläufige Gut Schloss Hamborn. So zog Pickert mit 40 Kindern und einigen Mitarbeiter:innen in das Schloss ein. Die Einweihung fand Pfingsten 1932 im Beisein der Ärztin Dr. Ita Wegman statt.

Die zwei Gründungsväter von Schloss Hamborn
1931 schloss sich Georg Moritz der heilpädagogischen Initiative von Siegfried Pickert an und im Dezember 1931 kauft der „Heilerziehungs- und Erholungsheim Schloss Hamborn e. V.“ das Landgut Schloss Hamborn. Das große Anwesen sollte neben der lebenslangen Betreuung von Behinderten auch für Schwererziehbare, Milieugeschädigte und Arbeitslose Entwicklungs- und Arbeitsmöglichkeiten bieten. Zudem sollte ein Erholungsheim auf der Grundlage der anthroposophischen Medizin aufgebaut werden. Die ausgedehnten landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umgestellt. So entstand ein umfassendes und vielseitiges Projekt, das medizinische, pädagogische und landwirtschaftliche Tätigkeiten auf der Grundlage des anthroposophischen Impulses zusammenwirken lassen wollte. Mitten in einer von der Wirtschaftskrise und den politischen Stimmungen der untergehenden Weimarer Republik geprägten Zeit, fanden Siegfried Pickert und Georg Moritz hier ihre Lebensaufgabe.

Schwierigkeiten, Anfeindungen und Enteignung
Aber Schwierigkeiten gab es nicht nur im Aufbau der Anlage zu bewältigen, sie kamen durch die politischen Entwicklungen auch zunehmend von außen. Angesichts der Machtergreifung wurde bald ein Verbot durch die lokalen Behörden erlassen, die inzwischen von Nationalsozialisten durchsetzt waren. Im Herbst 1935 wurde für das als "Fremdkörper“ bezeichnete Heim eine Schließungsfrist von nur drei Wochen verfügt. Um der drohenden Enteignung vorzugreifen, ließ Georg Moritz das Anwesen aus dem Trägerverein "Heil- und Erziehungsinstitut Schloss Hamborn e. V.“ herauslösen und schützend auf seinen international bekannten Namen überschreiben. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Situation immer schwieriger und auf den Verhaftungslisten der reichsweiten Gestapoaktion vom 9. Juni 1941 stand der Erbprinz von Sachsen-Altenburg mit an erster Stelle. Er wurde zusammen mit seinem Gutsverwalter Adolf Ammerschlaeger als Verantwortungsträger einer „staatsfeindlichen“ heilpädagogischen Initiative wie ein Verbrecher abgeführt. Das Heim wurde geschlossen, die Bewohner waren vorher in Sicherheit gebracht worden. Er blieb neun Monate in „staatspolizeilicher Schutzhaft“.

Die Wiederaufnahme der Arbeit
1946 kehrte Georg Moritz nach Schloss Hamborn zurück. Er konnte seine eingetragenen Rechte geltend machen, so dass Schloss Hamborn für die neu beginnende anthroposophische Arbeit zur Verfügung stand. Bis 1968 wirkte er dort zusammen mit Siegfried Pickert an verantwortlicher Stelle. Siegfried Pickert war im Anschluss noch bis 1985 als Lehrer in Schloss Hamborn tätig.

Schloss Hamborn heute
Heute können Sie den gemeinnützigen Verein Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft e. V. als größten Arbeitgeber der Gemeinde Borchen mit einem selbstverwalteten Gemeinwesen erfahren. In diesem leben Menschen aller Altersstufen, die in verschiedenen anthroposophisch orientierten Betrieben lernen und arbeiten.

Recherche: Interne Quellen und Biographie-Impuls Schloss Hamborn
Verlag Ch. Möllmann: Aus der Geschichte von Schloss Hamborn, 2009 - www.chmoellmann.de
https://biographien.kulturimpuls.org/
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Organigramm

Organisation

Schloss Hamborn ist eine Einheit und dennoch sehr differenziert. Das zeigt sich im Organigramm sehr deutlich. Der Verein "Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft e. V." ist gewissermaßen die "Mutter" von Schloss Hamborn, da aus diesem Verein alle anderen Organisationen im Laufe der Zeit hervorgegangen sind. Dieser Verein ist auch Eigentümer des Grund und Bodens (ca. 315 ha) sowie fast sämtlicher Immobilien in Schloss Hamborn.

Die einzelnen Bereiche dagegen, egal ob rechtlich selbstständig oder nicht, sind in der Betriebsführung satzungsgemäß weitgehend eigenständig. Der Vorstand ist für die strategische Gesamtausrichtung und das Wohlergehen des Gesamtkonstrukts mit allen Aspekten verantwortlich. Das bedingt eine gute Abstimmung zwischen den Gremien der Bereiche und den Gremien, die übergreifend tätig sind. Dass dies funktioniert und auch den jeweiligen Zeiterfordernissen entspricht, zeigt sich seit Jahrzehnten. 

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Maurice Rose

Gedenkstein für Maurice Rose bei Schloss Hamborn

Maurice Rose, * 26. November 1899 (Middletown Connecticut), † 30. März 1945 (Kirchborchen), US-amerikanischer Generalmajor.
Er fiel beim Schließen des Ruhrkessels an der Spitze der von ihm geführten Armored Division, 3. US-Panzerdivision und war der höchstrangige Offizier der United States Army, der während des Zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz durch Feindeinwirkung zu Tode kam.

Maurice Rose war am Abend des 30. März auf einer Aufklärungsfahrt, als auf der Dörenhagener Straße in der Nähe von Schloss Hamborn vier Panzerkampfwagen der SS-Panzerbrigade „Westfalen“ auftauchten. Rose wies den Fahrer seines Jeeps an, in schnellem Tempo an den Panzern vorbeizufahren. Der Wagen wurde jedoch abgedrängt und prallte gegen einen Baum. Rose, sein Adjutant und sein Fahrer stiegen aus dem Jeep, um sich einem deutschen Panzerkommandanten zu ergeben, der sie aus der Turmluke seines Panzers dazu aufforderte. Als Rose zu seiner Pistole griff, um sie aus dem Holster zu nehmen oder mit dem Holster zu entfernen, erschoss ihn der deutsche Soldat.

Quellenauszug: https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Rose

Die Genese - Meilensteine von Schloss Hamborn

November 1931

Gründung des Vereins „Heilerziehungs- und Erholungsheim Schloss Hamborn e. V.“ und Erwerb des Gutes Schloss Hamborn mit Schloss und Wirtschaftsgebäuden.

Pfingsten 1932

Offizielle Einweihung von Schloss Hamborn.

Juni 1941

Beschlagnahme der Einrichtung durch die Gestapo.

Dezember 1945

Rückübertragung an die rechtmäßige Eigentümerin durch die britische Militärregierung.

1946

Gründung der Internatsschule.

1947

Bau des ersten Schulgebäudes (heute Café Alte Schule).

1960

Bau des Kurheims Schloss Hamborn (heute Reha-Klinik).

1969

Aussiedlung der Landwirtschaft an den heutigen Standort.

1975

Bau des großen Schulgebäudes (Eichenhaus).

1979

Bau der „Neuen Heimhäuser“ und des Altenwerks.

1991

Gründung der Berufsförderung (heute KompetenzFörderung).

1995

Bau des Waldorfkindergartens.

1999

Start der Bebauung der „Kälberweide“.

2001

Inbetriebnahme der ersten Photovoltaikanlage.

2002

Inbetriebnahme des ersten Biomasse-Heizwerks, Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien.

2005

Bau der Förderschule sowie der neuen 1./2. Klasse.

2007

Bau Ita-Wegman-Haus.

2013

Umwandlung des Hofguts in ein gemeinnütziges Inklusionsunternehmen.

2021

Neubau Pflege Altenwerk „Georg-Moritz-Haus“.